Vorstellungsgespräch: Diese Ratschläge solltest du besser vergessen 

Veröffentlichter Leserbrief zum Artikel „Sie haben den Job!“, in der Zeitschrift Cosmopolitan, S. 124 ff. Ausgabe Jan/Feb 2025

⏱Lesedauer: etwa 4 Min


Falls ihr euch wundert, warum es hier länger keine neuen Blogartikel gab: Seit letztem Jahr schreibe ich als XING Insider regelmäßig über Karriere- und Bewerbungstipps.

Dort findet ihr viele aktuelle Artikel mit fundierten Strategien für Bewerbungsgespräche. Ihr könnt sie hier nachlesen.


Doch heute mache ich eine Ausnahme, denn der Artikel „Sie haben den Job!“ in der Cosmopolitan hat mich sprachlos gemacht – und das nicht im positiven Sinne. Gerade Frauen stehen im Bewerbungsprozess oft vor besonderen Herausforderungen – schlechte Ratschläge helfen da nicht weiter.


Genau deswegen habe ich etwas getan, was ich noch nie getan habe – ich habe einen Leserbrief geschrieben. Die ganze E-Mail kannst du dir am Ende des Artikels durchlesen.

Vorstellungsgespräch für Frauen: Was wirklich zählt 


Ein Bewerbungsgespräch sollte sich um Kompetenzen, Qualifikationen und Erfolge drehen – nicht um private Anekdoten oder stereotype Rollenbilder. Doch genau das wird im Cosmopolitan-Artikel empfohlen.

Ein Beispiel: Frauen sollen ihre Soft Skills anhand von „Organisieren von Freundinnentrips“ oder „Einkaufen für die Nachbarin“ unter Beweis stellen.


🔴 Realitätscheck: Stellt euch vor, ihr sitzt in einem Vorstellungsgespräch und erzählt, dass ihr eine super Organisatorin seid, weil ihr einen Mädels-Trip geplant habt. Klingt das professionell? Soft Skills sollten immer mit relevanten beruflichen Beispielen belegt werden – etwa durch Projektmanagement, Teamführung oder erfolgreiche Problemlösungen.

Dazu habe ich in meinem Leserbrief geschrieben:


„Professionelle Bewerbungstipps sollten sich auf berufliche Kompetenzen, Qualifikationen und Erfahrungen konzentrieren – nicht auf private Anekdoten, die keinerlei Aussagekraft für eine Job-Eignung haben.“

Worauf es wirklich ankommt:

✔ Nutzt konkrete berufliche Beispiele, um eure Stärken zu belegen.
✔ Weist auf
erfolgreiche Projekte oder Herausforderungen hin, die ihr gemeistert habt.
✔ Lasst
private Anekdoten aus dem Gespräch heraus – sie helfen euch nicht weiter.


Welche Fehler sollte ich im Vorstellungsgespräch vermeiden?


Besonders problematisch ist die Empfehlung im Artikel, dass Bewerber:innen in nur einer Minute sieben verschiedene Aspekte über sich erzählen sollen.


🔴 Realitätscheck: Die meisten Bewerber:innen sind ohnehin nervös. Sieben Punkte in einer Minute? Das ist nicht nur überfordernd, sondern wirkt gehetzt und unnatürlich.

Ich habe in meinem Leserbrief dazu geschrieben:


„Die meisten Bewerber:innen sind sowieso schon nervös, wenn das Vorstellungsgespräch startet, und dann sollen sie sich noch sieben Aspekte merken und – Achtung! – diese in einer Minute auf den Punkt bringen? So ein Unsinn.“

💡 Besser: Die bewährte 3-Fragen-Struktur für Vorstellungsgespräche

✅ Wer bin ich?
✅ Was kann ich?
✅ Warum bin ich hier?


Diese Methode ist nicht nur klar und einprägsam, sondern auch realistisch umsetzbar – 2–3 Minuten sind völlig in Ordnung.

Noch absurder ist die Empfehlung, bereits im Elevator Pitch über eigene Schwächen zu sprechen:


🔴 Realitätscheck: Die ersten Minuten eines Gesprächs entscheiden über den ersten Eindruck. Warum sollte ich mich direkt mit meinen Schwächen präsentieren? Das gehört in den späteren Teil des Gesprächs, wenn eine Beziehung zum Gegenüber aufgebaut wurde.


Fehler vermeiden: Selbstpräsentation nicht mit negativen Aspekten beginnen. Fokussiere dich zuerst auf deine Stärken.

No-Go im Vorstellungsgespräch: Über Familie sprechen?


Ein Punkt, der mich fassungslos gemacht hat, ist der Vorschlag, dass Frauen von sich aus über ihr Familienleben sprechen sollten – obwohl solche Fragen aus gutem Grund unzulässig sind. Im Artikel heißt es:


„Es ist mittlerweile nicht mehr üblich, dass Personaler:innen den familiären Hintergrund erfragen. Trotzdem interessiert das Thema brennend. Es kommt also gut, selbst darüber zu sprechen und (wenn es zutrifft) vom positiven Verhältnis zu den Eltern, Geschwistern oder auch Cousins und Cousinen zu erzählen.“

🔴 Realitätscheck: Frauen werden im Bewerbungsprozess häufig mit versteckten Diskriminierungen konfrontiert. Arbeitgeber:innen stellen subtil Fragen zur Familienplanung oder Kinderbetreuung – oft mit der impliziten Sorge, dass eine Frau „jederzeit ausfallen könnte“.

Meine Reaktion darauf?


„Genau, weil die Gesprächsteilnehmer:innen für das Ressort Klatsch und Tratsch von RTL Explosiv schreiben, sollen insbesondere Frauen über ihre private Situation und das Verhältnis zu ihrer Familie sprechen. Am besten soll ,Frau‘ dann noch erzählen, ob sie plant, Kinder zu haben oder wie viele Kinder sie bereits hat.“

Fehler vermeiden: Private Details gehören nicht in ein Vorstellungsgespräch.

Falls eine unzulässige Frage kommt, bleibt höflich, aber bestimmt:

❌ „Ich verstehe die Frage, aber ich würde mich lieber auf meine Qualifikationen für die Position konzentrieren.“

✅ Oder, wenn ihr elegant ausweichen wollt: „Ich habe ein starkes Netzwerk, das mich in allen beruflichen Herausforderungen unterstützt.“


Bessere Bewerbungstipps für Frauen: Wo ihr echte Expert:innen findet


Zum Glück gibt es zahlreiche Expert:innen, die fundierte und realitätsnahe Karriere-Tipps geben:

🔹 Silke Koppitz – Karriereberaterin mit über 45.000 YouTube-Abonnent:innen, die regelmäßig wertvolle Bewerbungstipps teilt.
🔹
Doris Brenner – Seit über 20 Jahren Coachin, Autorin und Kolumnistin für Spiegel.de und das Manager Magazin.
🔹
Und ja – auch ich selbst – als Karriere-Coach, Podcast-Host und ehemaliger Recruiter teile ich mein Wissen rund um Bewerbung und Jobwechsel.


Wer nach praxisnahen, umsetzbaren und realistischen Bewerbungstipps für Frauen sucht, ist bei diesen Expert:innen deutlich besser aufgehoben als bei dem fragwürdigen Artikel in der Cosmopolitan.

Fazit & Podcast-Diskussion mit Silke und Doris


Ich habe mittlerweile mit Silke Koppitz und Doris Brenner über diesen Artikel gesprochen – und wir waren uns alle einig: Diese Art von Bewerbungstipps ist nicht nur überholt, sondern kann Frauen im Bewerbungsprozess tatsächlich schaden.


In meinem Podcast haben wir ausführlich darüber diskutiert, welche Tipps wirklich funktionieren und wie sich Frauen im Vorstellungsgespräch optimal präsentieren können.


🔴 Mein wichtigster Tipp: Hinterfragt jeden Bewerbungstipp! Wenn euch etwas nicht sinnvoll erscheint oder euch in stereotype Rollen drängt, dann überlegt genau, ob ihr ihn wirklich befolgen wollt.

Du möchtest den ganzen Leserbrief lesen?

Von: Bastian Hughes 
Gesendet: Dienstag, 17. Dezember 2024 21:17
An: cosmo.redaktion@bauermedia.com
Betreff: Kritik zum Artikel „Sie haben den Job!“, S. 124 ff. Ausgabe Jan/Feb 2025


Sehr geehrte Redaktion der Cosmopolitan, sehr geehrte Frau Oppel

 

als Karriere- und Bewerbungscoach mit über acht Jahren Erfahrung, zuvor zehn Jahren Tätigkeit im Personal-Recruiting und als Host eines erfolgreichen Karriere-Podcasts, der Menschen rund um berufliche Veränderungen begleitet, war ich von Ihrem Artikel „Sie haben den Job!“ leider sehr enttäuscht.

 

Der Beitrag vermittelt veraltete und unprofessionelle Ratschläge, die Frauen in klischeehafte Rollenbilder drängen. Beispiele wie das „Organisieren von Freundinnentrips“ oder „Einkaufen für die Nachbarin“ haben in einem Vorstellungsgespräch oder einem Elevator Pitch nichts verloren. Professionelle Bewerbungstipps sollten sich auf berufliche Kompetenzen, Qualifikationen und Erfahrungen konzentrieren – nicht auf private Anekdoten, die keinerlei Aussagekraft für eine Job-Eignung haben. Zumal ich davon ausgehe, dass die Leserinnen der Cosmopolitan bereits schon einige Jahre an Berufserfahrung vorweisen können und somit nicht auf private Anekdoten zurückgreifen müssen.

 

Der Artikel beginnt mit der Einleitung, dass sich gerade zu Beginn des Jahres viele Menschen beruflich neu orientieren. Was jedoch noch viel relevanter ist: In der aktuellen wirtschaftlichen Lage mit Stellenabbau, betriebsbedingten Kündigungen und einer großen Zahl an Menschen, die sich nach neuen Jobs umsehen müssen, steigt der Bedarf nach seriösen und gut umsetzbaren Bewerbungstipps enorm. Aus meiner langjährigen Erfahrung im Outplacement weiß ich, dass viele Betroffene seit Jahren nicht mehr in einem Bewerbungsprozess waren und daher händeringend nach verlässlichen Ratschlägen suchen. Solche Menschen lesen diesen Artikel und nehmen ihn möglicherweise für bare Münze – nur um im Bewerbungsprozess enttäuscht zu scheitern.

Das macht den Beitrag nicht nur unprofessionell, sondern doppelt frustrierend.

 

Besonders irritierend sind die Aussagen der „Expertin“ Susann Ghiletiuc hinsichtlich der Tipps zur Selbstpräsentation „Erzählen Sie mal etwas über sich“, S. 129.

Sie rät, sieben Aspekte zu nennen, um auf die Frage „Erzählen Sie etwas von sich“ souverän zu antworten. Grundsätzlich ist der Elevator Pitch eine sehr gute Methode, da diese Struktur gibt und hilft, das Wichtigste auf den Punkt zu bringen ABER jetzt mal ehrlich: Die meisten Bewerber:innen sind sowieso schon nervös, wenn das Vorstellungsgespräch startet und dann sollen diese sich noch sieben Aspekte merken und Achtung! diese in einer Minute auf den Punkt bringen? So ein Unsinn.

Aber was für mich den Vogel komplett abschießt ist der ausgemachte, bitte entschuldigen Sie, Blödsinn den Ihre „Expertin“ als Tipps zu den einzelnen Punkten nennt, hier ein Auszug aus Ihrem Artikel inkl. Kommentare (kursiv):

 

2. Eine Eigenschaft, die viele Unternehmen suchen und schätzen: Flexibilität. Immerhin sind viele Bereiche gerade im Wandel. Es kommt also top an, wenn Sie sagen, dass Sie prinzipiell eine Hands-on-Mentalität haben und auch mal woanders unterstützen.
Kommentar Bastian Hughes: Stellen Sie sich folgende Situation vor: Frau sitzt in einem Vorstellungsgespräch, vor ihr zwei Herren, mittleren Alters. Auf die Frage nach der Arbeitsweise antwortet diese: Sie verfüge über eine Hands-on-Mentalität und sie könnte auch mal woanders unterstützen. Sagt Frau das, ist klar, dass man sie überhaupt nicht mehr ernst nimmt. Im Gegenteil. Es würde mich nicht wundern, wenn die werten Herren anfangen zu kichern. Ähnliche Situationen habe ich in Gesprächen mit Hiring Managern und Kandidatinnen selber erleben müssen und als Personaler versuchen sie dann die Gesprächssituation bestmöglich zu retten, damit es nicht ins bodenlose geht.

 

5. Es ist mittlerweile nicht mehr üblich, dass Personaler:innen den familiären Hintergrund erfragen. Trotzdem interessiert das Thema brennend. Es kommt also gut, selbst darüber zu sprechen und (wenn es zutrifft) vom positiven Verhältnis zu den Eltern, Geschwistern oder auch Cousins und Cousinen zu erzählen.
Kommentar Bastian Hughes: Genau, weil die Gesprächsteilnehmer:innen für das Ressort Klatsch und Tratsch von RTL Explosiv schreiben, sollen insbesondere Frauen über ihre private Situation und das Verhältnis zu ihrer Familie sprechen. Am besten soll „Frau“ dann noch erzählen ob sie plant Kinder zu haben oder wie viele Kinder sie bereits hat.

Solche „Ratschläge“ sind einfach nur traurig. Gerade Frauen erleben regelmäßig im Bewerbungsprozess Diskriminierung. Sei es, weil sie Anfang 30 sind und Arbeitgeber:innen diese nicht einladen, weil die Dame ja jederzeit schwanger werden könnte oder sei es weil die Dame bereits Kinder hat und man ihr nicht abnimmt, dass für diese gesorgt ist und sie eben nicht – wie angenommen – ständig ausfällt.

Die private oder familiäre Situation hat rein gar nichts mit einem Vorstellungsgespräch zu tun. Im Gegenteil! Es geht um die Eignung für den Job und nicht um Anekdoten aus dem Privatleben.

 

6. Kleine Schwächen mit Bezug zum Job dürfen Sie auch ruhig nennen. In meinem eigenen Vorstellungsgespräch habe ich zum Beispiel erzählt, dass ich auch mal kurz rausgehe und tief Luft holen muss, wenn es richtig stressig wird. Schwäche zu zeigen bedeutet: Man kann sich reflektieren.

Kommentar Bastian Hughes: Ja da würde ich glatt mitgehen Über Schwächen zu sprechen ist grundsätzlich richtig und wichtig und wir Karriere- Coaches ermutigen dazu sogar. Allerdings nicht zu Beginn beim Elevator Pitch. Das kommt in der Regel später. Am Anfang möchte ich mich doch wie Frau Ghiletiuc selber sagt, „ins rechte Licht rücken“. Das mache ich ganz sicher nicht in dem ich in der einen Minute Selbstpräsentation gleich über meine Schwächen rede. Und ich bin sicher, dass Frau Ghiletiuc das auch nicht tut.

7. Viel länger als etwa eine Minute sollen Sie die Frage nicht beantworten. Das reicht, um alle nötigen Infos rüberzubringen. So besteht auch nicht die Gefahr, sich um Kopf und Kragen zu reden.

Kommentar Bastian Hughes: Haben Sie Lust auf eine Übung? Erzählen Sie mal alle sechs Punkte innerhalb einer Minute. Haben Sie es geschafft. Wahrscheinlich nicht. Warum? Weil es vollkommen unmöglich und auch gar nicht erforderlich ist. Der standardmäßige Elevator Pitch basiert auf drei Fragen: Wer bin ich? Was kann ich? Warum bin ich hier? und sollte Elemente der aktuellen beruflichen Situation, gemachten Erfahrungen sowie Stärken und die Motivation für die Stelle beinhalten – mehr nicht! 2-3 Minuten sind dabei vollkommen in Ordnung und entsprechen auch einem normalen Sprechtempo, so dass diese Selbstvorstellung authentisch und souverän aber nicht auswendig gelernt und gehetzt klingt.

 

Was mich am meisten überrascht ist der Aspekt, dass Sie Frau Oppel, offenbar diesen Inhalt einszueins übernommen haben, ohne diesen auf Realismus, Sinnhaftigkeit und Machbarkeit zu prüfen. Sie müssten es doch am besten wissen, denn schließlich haben Sie selber ein Coaching in Anspruch genommen, wo sie gelernt haben, was die Inhalte eines Elevator Pitches sein sollten. Es wundert mich, dass sie diese:n Kolleg:in nicht ebenfalls um ein Interview gebeten haben.

 

Darüber hinaus gibt es zahlreiche wirklich kompetente Expertinnen, die Sie hätten befragen können. Ein Beispiel ist Silke Koppitz

, eine erfahrene Karriereberaterin (und ehemalige Recruiterin) mit über 45.000 Abonnent:innen auf YouTube, die regelmäßig sehr strukturierte, hilfreiche und leicht anwendbare Karriere- und Bewerbungstipps kostenfrei zur Verfügung stellt.

Ebenfalls eine starke Stimme ist Doris Brenner, die seit über 20 Jahren Workshops und Coachings zu Bewerbung und beruflicher Orientierung durchführt, bereits mehrere Bücher zu dem Thema veröffentlicht hat und für Spiegel.de in Kooperation mit dem Manager Magazin eine Kolumne zum Thema Karrierecoaching hat.

Und auch ich selbst, Bastian Hughes, bringe durch meine Tätigkeit als Karriere-Coach, Podcast-Host, Xing Insider und ehemaliger Recruiter umfangreiches Wissen rund um Bewerbungsprozesse mit.

 

Ein weiterer Punkt: Die im Artikel genannten Gründe, warum Bewerberinnen eingestellt wurden, basieren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf den zitierten Aussagen. Ein Vorstellungsgespräch ist weitaus umfassender, strukturierter und anspruchsvoller. Hier zählen berufliche Erfolge, eine authentische Darstellung und eine klare Struktur in der Kommunikation. Der einzige wirklich wertvolle Tipp stammt von der IKEA-Managerin, die die STAR-Methode empfiehlt – ein Werkzeug, das tatsächlich im Bewerbungskontext sehr hilfreich ist.

Alle übrigen Tipps sind viel zu subjektiv und können bei Ihren Leser:innen den Eindruck erwecken, dass es gut wäre es genauso zu tun. Aber jede Bewerbung, jede Stelle, jedes Gespräch ist individuell und bedarf einer eigens dafür vorbereiteten Strategie.

Übrigens ist die STAR Methode nicht nur im Tech-Bereich weit verbreitet sondern zählt zum Standardrepertoire professioneller Recruiter:innen. Darüber hinaus ist dies eines der wichtigsten Tools welches wir unseren Coachees beibringen, da eine Story zu erzählen immer besser ankommt als ein nüchternes Beispiel ohne persönlichen Bezug zu nennen.

 

Abschließend möchte ich betonen: Ein Artikel, der Frauen wirklich ermutigen möchte, sollte nicht auf veraltete Klischees und fragwürdige „Expert:innentipps“ setzen. Stattdessen sollte er fundierte, praxisnahe Ratschläge und für jede:n umsetzbare Tipps von echten Expert:innen liefern.

Schlechtes Beispiel: Sabine Lustinger hat im Vorstellungsgespräch gesagt, dass sie „offen bin für Neues, sehr motiviert und wirklich große Lust habe mich einzuarbeiten.“ Ganz sicher wurde Frau Lustinger nicht nur wegen dieser sehr allgemeinen und nichts sagenden Aussage eingestellt. Ein Vorstellungsgespräch dauert zwischen 60 und 90 Minuten. Vielleicht wurde Frau Lustinger am Ende gefragt, warum sie diesen Job wollen würde. Aber entscheidend war mit hoher Wahrscheinlichkeit das, was sie davor erzählt hat und wie sie den Gap zwischen dem was laut Stellenausschreibung gewünscht und dem was sie mitbringt ausfüllen würde.

Solche Aussagen schaden der Glaubwürdigkeit eines Artikels, der Frauen eigentlich stärken und empowern sollte – Werte, die die Cosmopolitan doch sonst vertritt?

 

Ich bitte Sie daher um eine Stellungnahme, wie es zu dieser Auswahl der Inhalte und Quellen gekommen ist und ob Sie planen, hier in Zukunft eine höhere Qualität und stärkere Praxisorientierung zu gewährleisten.

Darüber hinaus plane ich im neuen Jahr eine Reaction auf Ihren Artikel in meinem Podcast. Dennoch halte ich es für professioneller, zuvor mit Ihnen in den Dialog zu treten.

Meckern kann jede:r aber die andere Seite verstehen zu wollen und den Dialog zu suchen halte ich hier für angebrachter.

Hinsichtlich der Episode könnte ich mir vorstellen, dazu zwei bis drei wirkliche Expert:innen einzuladen, vielleicht Silke und Doris und den Inhalt Ihres Artikels zu diskutieren und meinen Hörer:innen mit auf den Weg zu geben, jegliche Artikel zu Bewerbungstipps kritisch zu hinterfragen.

 

Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

Beste Grüße, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch,

Bastian Hughes

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